Nicola Scholz’s jewelry objects

Petra Löffler

The first impression of Nicola Scholz’s jewelry pieces is one of fragility. They are delicate and at the same time menacing. There is a necklace, woven from the silk of a spider, another one is made of gunpowder. Scholz utilizes ingredients that evoke phobias, materials that don’t invite touch or even a remote association with jewelry.

Gunpowder is combustible and spiders belong to the stuff of most people’s nightmares. But despite this or maybe because of it, her objects are irresistibly moving. Nicola Scholz handles the most ephemeral materials with a gentle touch bordering on tenderness – be it pubic hair, horse manure, spider’s legs or lumps of salt. She turns her artistic skills towards generally unnoticed and perishable organic substances and frames them with precious materials to present them in an entirely new light – without provoking disgust or embarrassment. Lumps of horse manure are enclosed in gold, a mummified tarantula is elegantly fastened to a chain of gold rings. It’s a marriage of elements that are fleeting and permanent, indifferent and treasured, living and dead and those contrasts stir up waves of fear and lust at the same time.

Nicola Scholz’s jewelry simultaneously attracts and repels, which turns the individual pieces into fascinating objects surrounded by an elegant web of assumed approachability.

They gently confront common fears and push the limits of what is considered socially acceptable, but at the same time already cross all those lines with a surprisingly effortless and casual ease. They are obscene but touching and prove the theory that the objectionable and the precious are not mutually exclusive, which is what makes them as intriguing as they are.

2011

Vorsicht! Zerbrechlich! Fragile! Handle with Care! Zu den Schmuckobjekten von Nicola Scholz

Petra Löffler

Zuerst fällt auf, wie fragil die Schmuckstücke von Nicola Scholz sind. Zerbrechlich und gleichzeitig gefährlich. Da ist eine aus Spinnenseide gedrehte Halskette und eine andere ist aus Schwarzpulver gefertigt – Materialien, mit denen man lieber nicht in Berührung geraten will und die Phobien auslösen können: Schwarzpulver ist explosiv und Spinnen sind nun wirklich nicht jedermanns Sache. An Schmuck denkt man dabei am wenigsten.

Dennoch oder gerade deshalb sind die aus diesen Materialien gefertigten Stücke auf unwiderstehliche Weise berührend. Nicola Scholz geht behutsam, ja geradezu zärtlich noch mit den ephemersten Materialen um: mit Schamhaaren ebenso wie mit Pferdedung, mit Spinnenbeinen genauso wie mit Salzklümpchen. Gerade den unbeachteten, unbeständigen organischen Substanzen wendet sie ihre Kunstfertigkeit zu, umgibt sie mit Kostbarem und lässt sie dadurch in einem anderen Licht erscheinen, statt zum Beispiel Ekel oder Scham auszulösen. So werden die Pferdeäpfel von Gold gehalten und die mumifizierte Tarantel an einen Reigen aus goldenen Ringen gekettet. Das Unbeständige und das Beständige, das Gleichgültige und das Wertvolle, das Lebendige und das Tote treffen aufeinander und mobilisieren widerstreitende Gefühle von Angst und Lust gleichzeitig.

Nicola Scholz’ Schmuckstücke lösen den Drang aus, sie zu berühren, und noch im selben Moment möchte man die Hand wieder zurückziehen. Sie sind deshalb auch immer faszinierende Objekte, die um sich ein Gespinst von vermeintlicher Nähe weben.

Dabei konfrontieren sie auf zärtliche Art mit verbreiteten Ängsten ebenso wie mit Schamgrenzen und überraschen noch dazu durch die Beiläufigkeit und Leichtigkeit, mit der sie diese überschreiten. Nicola Scholz’ Schmuckobjekte sind obszön und berührend zugleich. Sie stellen unter Beweis, dass das Abjekte (Ekel oder Scham Erregende) und das Kostbare keinen Gegensatz bilden müssen. Gerade deshalb faszinieren sie.

2011